17. Januar 2025
Wir waren zwei Musketiere,
Wir haben einander von ferne erkannt,
Am Federhut, am Klang der Lieder,
An der Laute, am wehenden Band.
Das Leben lag vor uns wie ein Versprechen,
Lieder und Liebe und Lachen und Zechen.
Die Taschen leer, doch als kostbares Pfand
Immer das Saitenspiel bei der Hand.
Wir waren zwei wilde Gesellen,
Haben in jeder Scheune aufgespielt,
Applaus und im Hut ein paar Groschen,
Nie nach des anderen Teller geschielt.
Wir teilten die Schelte, wir teilten die Blumen,
Das Nachtquartier und die mageren Krumen.
Zwei so verschieden und doch eins,
Dein Lied war mein Lied und dein Lied war meins.
Wir waren zwei Königskinder,
Beschenkt und gekrönt mit erhabenem Gang,
Umschwärmt und umschmeichelt vom Jubel,
Und was wir auch begannen, gelang.
Doch die Lieblinge des Glücks begleiten
Häme und Neid und Zwistigkeiten.
Kein Gift, keine Zwietracht, kein falscher Schein,
Kein Lug vermochte uns je zu entzwein.
Wir sind zwei alte Gefährten,
Vom Leben zerzaust, vom Schicksal gegerbt.
Manch Kummer, manch einsame Straße
Hat uns Bart und Haar silbern gefärbt.
Es fliegen die Jahre, und wir schreiten
Auf gleichem Weg, lass klingen die Saiten,
Lass klingen die Lieder für alle Zeit –
Zwei Musketiere, Seit‘ an Seit’.
Aus „Nach Haus“, 2024
Foto © Privat