Du bist ein Riese

Ich mache das Radio an und höre von Verbrechen an Kindern, ich schlage die Zeitung auf und lese von Kindesmissbrauch, im Fernsehen sehe ich die Bilder der Vermissten, dann die Bilder der Opfer. Ich ahne ihre Verzweiflung, ich stelle mir die Angst vor, ihre Verlassenheit, ihren Kummer in ihrer ausweglosen Not. Ich höre ihr Weinen und es bricht mir das Herz.
Die Bilder lassen mich nicht mehr los, sie erfüllen mich mit Trauer und Zorn über die Gleichgültigkeit, die Blindheit und die Untätigkeit unserer Gesellschaft angesichts solcher Verbrechen. In diesem Land ist Krieg, jeden Tag, jede Nacht: Krieg gegen Kinder. Wir kennen die Feinde, aber nichts geschieht! Uns fehlt das elfte Gebot: „Du sollst die Kinder nicht anrühren!“ Ich will nicht länger ohnmächtig in Trauer verharren, ich muss etwas tun, ich muss mithelfen, die Kinder zu schützen. Wir müssen etwas tun, jeder auf seine Weise, nach seinen Möglichkeiten, wachsam sein, einschreiten, sich einmischen, das Licht der Öffentlichkeit auf das Dunkel des Kindesmissbrauchs richten. Es muss ein Aufschrei durch’s Land gehn, wenn irgendwo einem Kind Leid zugefügt wird, und dieser Aufschrei darf nicht verhallen, damit endlich jeder weiß, dass sich keiner ungesehen und ungestraft an einem Kind vergeht!

1997

Ich unterstütze mit meinem Anteil am Erlös dieses Albums die Projekte von DUNKELZIFFER e.V. – Hilfe für sexuell missbrauchte Kinder.

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